Do it yourself und der Baumarkt

Die Geschichte des Baumarktes ist eng verknüpft mit der Geschichte der Do-it-yourself-Bewegung, welche in den 1970er Jahren begann. Bereits seit Ende der 50er etablierte sich das Heimwerken in Deutschland. Zuerst lediglich ein Mittel zur Kosteneinsparung durch Selbsthilfe mutierte das Heimwerken binnen kurzem zur Freizeitbeschäftigung.

Der Baumarkt, eine großflächige Gewerbeansiedlung außerhalb der städtischen Ballungsräume, war die kommerzielle Antwort auf diese Bewegung. Die Eisenwaren verschwanden zusammen mit den kleinen Fachgeschäften und inzwischen kauft man Werkzeuge, Schrauben und Nägel auf der »grünen Wiese«. Und wer hat noch nie diese Allmachts-Phantasien gehabt, wenn er eine kiloschwere Bohrmaschine aus der Auslage in eigenen Händen hielt?

Der »Baumarkt-Bonsai«

Was aber hat ein Baumarkt nun mit einem Bonsai zu tun? Nichts! Aber auch gar nichts! Es ist eine große Freude, einen Bonsai selbst zu gestalten, in einem jahrelangen Prozess aus einer jungen Pflanze einen eigenen Bonsai formen und zu vervollkommnen. Das ist Do it yourself in Reinkultur. Somit wäre es ja möglich, eine Jungpflanze nicht in der Baumschule, sondern im Baumarkt zu erwerben und diesem Rohmaterial nun Zeit, Aufmerksamkeit und Arbeit angedeihen lassen um in einigen Jahren…?

Baumarkt-Bonsai
Zwei Exemplare der sogenannten »Baumarkt-Bonsai«,
das Frühstücksei in der Mitte dient dem Größenvergleich

Aber halt - was sehen wir dort hinter den Gartenfackeln gleich neben den Plastikzwergen? Ein Schild, welches darauf hindeutet, es gäbe neu eingetroffene Zimmerbonsai! Bei näherer Betrachtung finden wir bald einige seltsame Gewächse, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit winzigen Bäumen haben. Zudem sind sie in ein Keramikgefäß gepflanzt. Das also ist der »Baumarkt-Bonsai«? Ähnliche Gebilde sind übrigens auch in Möbelhäusern oder in den Quengelzonen der Discounter zu finden.

Auch das ungeschulte Auge läßt sich über die mangelnde Qualität nicht täuschen. Dennoch weist ein kleines, in die lehmige Erde gesteckte Schild uns darauf hin, daß wir einen echten Bonsai in der Hand halten, welcher an einem halbschattigen Platz gut gedeihen wird, wenn man ihn ständig feucht hält. Weder Art noch Sorte sind angegeben, lediglich der Hinweis, der »Bonsai« stamme aus Fernost und habe dort eine lange Tradition. Der Preis liegt etwas unterhalb dem einer Schachtel Zigaretten und wir liegen richtig, wenn wir seine Lebensdauer mit der der Tabakerzeugnisse vergleichen.

Nein, dieses Gebilde wollen wir nicht haben! Solange uns so etwas als Bonsai angeboten wird, wird auch die Bezeichnung »Baumarkt-Bonsai« einen negativen Unterton nicht verhehlen können.

Der wahre Baumarkt-Bonsai

Obwohl - dort hinten in der Ecke, wo sich die nicht verkauften Reste des letzten Herbstes türmen… Habe ich dort nicht einen ziemlich verwachsenen Wacholder gesehen? So krumm, daß ihn wohl niemand haben wollte? Es ist Frühling, es muß Platz gemacht werden für die neue Ware. Mal sehen, drei Zweige sind arg ramponiert, ein weiterer direkt am Stamm abgebrochen - kann ich mit dem Abteilungsleiter über einen Preisnachlaß verhandeln? Ich werde auch nicht verraten, daß zuhause eine Zange und einige Rollen Draht warten. Plötzlich kann ich doch wieder einen Sinn im »Baumarkt-Bonsai« erkennen. Es handelt sich dabei nämlich um einen nahen Verwandten des sogenannten »Großstadt-Yamadori«.

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