Chímaira, Frankenstein und andere Monster

Chímaira, ein Wesen aus der griechischen Mythologie, ist die Tochter ziemlich monströser Eltern: Ihre Mutter Echidna ist eine Schlange mit Frauenkopf, ihr Vater Typhon ein tausendköpfiger Drache. Homer beschreibt Chímaira als ein Mischwesen mit den Köpfen eines Löwen und einer Ziege sowie einem Schwanz bestehend aus dem Leib und Kopf einer Schlange.

Das Geschöpf des Viktor Frankenstein kennen wir aus dem gleichnamigen Roman von Mary Wollstonecraft Shelley. Frankenstein erschafft einen künstlichen Menschen, die ganze Geschichte nimmt kein gutes Ende.

Chimären in der modernen Biologie

Nicht erst seit den Möglichkeiten der Gentechnik findet der Begriff Chimäre in der Biologie Verwendung für Mischwesen, welche aus zwei genetisch verschiedenen Zygotenlinien entstanden sind.

Zur Veredelung von Pflanzen werden seit Jahrhunderten Chimären erzeugt. Durch Propfung eines Edelreises zum Beispiel eines Kulturapfels auf eine wurzelstarke Unterlage eines Wild- oder Holzapfels werden alle obsttragenden Apfelbäume produziert. So propfte auch der Gärtner Jean-Louis Adam im Jahre 1825 einen rotblühenden Zwergginster, Cytisus purpureus, auf gewöhnlichen Goldregen, Laburnum anagyroides, eine damals gebräuchliche Methode zur Vermehrung des Zwergginsters.

+Laburnocytisus adamii

Nun sproß aber aus einem schlafenden Auge an der Veredelungsstelle ein Zweig, welcher weder einem Zwergginster noch einem Goldregen zugeordnet werden konnte. Adams schnitt Stecklinge aus diesem Zweig und ließ sie zu Büschen heranwachsen. Diese Büsche haben nun die seltsame Eigenart, daß sie in jungen Jahren zumeist die bekannten gelbfarbenen Blütenstände eines Goldregen haben, später aber zusätzlich noch pastellfarbene Blütenstände in hellbraunen bis rötlichen Farbtönen entwickeln.

Laburnocytisus adamii, Blüte
Blüte des +Laburnocytisus adamii
Botanischer Garten Ruhr-Universität Bochum

Im Mai 2008 konnte ich zum ersten Mal die Blüte eines +Laburnocytisus adamii fotografieren, welcher sich im Besitz des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum  befindet.

Auch die purpurfarbenen Blüten des Zwergginsters finden sich. Der +Laburnocytisus adamii läßt sich lediglich durch Stecklinge vermehren, alle Sträucher dieser Chimäre sind auf diese Weise entweder direkt oder indirekt aus dem Propfversuch von Jean-Louis Adam hervorgegangen.

Laburnocytisus adamii, verschiedenfarbene Blüten
verschiedene Blüten des +Laburnocytisus adamii[1]

Weitere Exemplare des »Chimären-Goldregen« oder »Adams Goldregen«, wie +Laburnocytisus adamii im deutschen Sprachraum genannt wird, finden sich unter anderem in den Botanischen Gärten in Bonn, Freiburg, Tübingen, Wien sowie der Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt/Main. Auch einige Baumschulen haben gelegentlich einen Laburnocytisus im Angebot. Wenn also bei Euch um die Ecke der Goldregen blüht, sucht doch mal im nächstgelegenen botanischen Garten nach dem vielfarbig blühenden Ungeheuer.

Weitere Chimären

Weitere Chimären sind durch Propfung von Mispel und Weißdorn entstanden. Sie werden als +Crataegomespili bezeichnet. +Crataegomespilus dardarii ist eine echte Propfchimäre und keine Kreuzung, wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Sie ist im Handel erhältlich. Ob allerdings bereits jemand Bonsai aus diesen Chimären gestaltet hat, weiß ich leider nicht zu sagen.

[1]
Foto: Simon Garbutt , Lincolnshire; Lizenz: Public Domain
Startseite Suchmaschine Sitemap Grundwissen Bonsaipflege Bonsai-Techniken Bonsai-Werkzeug und -Zubehör Bonsai-Literatur Baumschule Kusamono / Shitakusa Pflanzenschutz Kuriosa»Baumarkt-Bonsai«Der »Baumelch«Bonsai-ApfelmusGelee aus ZierquittenBonsai-Motive auf BriefmarkenAngolaDschibutiHongkongPhilippinenSomaliaVietnamErler Femeiche »trockener« Wein»Weihnachts-Aliens«Händlerportraits Bonsai-Events Bonsai-News Impressum und Datenschutzerklärung