Frequently Asked Questions (FAQ)

Fragen und Antworten rund um Bonsai

Zahlreiche der folgenden Fragen habe ich mir selbst oft genug gestellt. Und häufig mußte ich feststellen, daß keine allgemeingültigen Antworten möglich sein. Bonsai sind keine leblosen Gegenstände und jeder hat seine eigenen Bedürfnisse. Daher gibt es auf viele Fragen auch keine pauschalen Antworten. Aber lest selbst:

Was bedeutet Bonsai?

Das japanische Wort bonsai (盆栽) bedeutet wörtlich übersetzt »Pflanzung in der Schale«.

Gemeint sind jedoch nicht jegliche Topfpflanzen, sondern ausschließlich "miniaturisierte", nach formal-ästhetischen Gesichtspunkten gestaltete Gehölzpflanzen in einer Schale. Die Gestaltung von Bonsai ist eine Variante einer ostasiatischen Gartenkunst. Nähere Informationen zur Geschichte den Bonsaikunst findest Du unter Geschichte des Bonsai.

Wie groß ist ein echter Bonsai?

Wie beispielsweise Boxer in Gewichtsklassen eingeteilt werden, gibt es für Bonsai Größenklassen. Die kleinsten Bonsai werden als Shito bezeichnet, sie sind lediglich bis etwa 7 cm hoch. Die nächste Größenklasse sind Mame mit einer Maximalhöhe von etwa 14 Zentimetern. Danach folgen Shohin bis 20 cm, Kifu bis 40 cm, Chu bis 60 cm und letztendlich Dai bis ca. 100 cm Höhe. Einzelne nationale Bonsaivereinigungen weichen bei der Größeneinteilung geringfügig voneinander ab.

Sind Bonsai gezüchtete kleinwüchsige Baumsorten?

Nein. Obwohl ein Bonsaigestalter kleinblättrige Baumarten, Sorten oder Auslesen bevorzugt, handelt es sich bei Bonsai weder um gezielte Züchtungen oder zufällige Mutation. Bonsai werden aus ganz normalen Bäumen gemacht, ihre miniaturisierte Form ist den ständigen gestalterischen Arbeiten geschuldet. Regelmäßiger Schnitt fördert im Laufe der Zeit die Feinverzweigung und damit einhergehend auch eine allmähliche Verkleinerung der Blätter. Du solltest jedoch bedenken, daß diese Prozesse mehrere Jahre und mitunter Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Warum steht ein Bonsai in einer Schale?

Um es mal ganz plump auszudrücken: Ein Bonsai steht in einer Schale oder einem anderem geeigneten und ästhetisch ansprechendem Gefäß, weil er sonst kein Bonsai wäre. Der Begriff Bonsai steht für die Einheit aus Gehölz und Pflanzgefäß.

Wie nennt man einen Bonsai im Gartenbeet?

Dann ist es kein Bonsai, denn ihm fehlt das Gefäß. Nach vergleichbaren ästhetischen Richtlinien gestaltete Gartengehölze nennt man in Japan Niwaki (庭木, wörtlich übersetzt »Gartenbaum«). Dennoch werden derartige Formgehölze häufig als »Garten-Bonsai« bezeichnet. Du weißt jedoch jetzt, daß diese Bezeichnung nicht korrekt ist.

Sind Bonsai Zimmerpflanzen?

Es gibt zwar einige tropische und subtropische Gehölze, die sowohl einen längeren Aufenthalt in einem Wohnraum überstehen würden als auch mittels geeigneter Maßnahmen gestaltet werden könnten - dennoch werden Bonsai zumeist im Freien kultiviert und entweder nur zu besonderen Anlässen oder zum Schutz vor extremen Witterungsbedingungen ins Haus geholt.

Welche Pflanzen eignen sich als Zimmerbonsai?

Als Zimmerbonsai kommen meines Erachtens lediglich kleinblättrige Ficus-Arten in Frage. Darunter finden sich einige Sorten und Auslesen, die auch ganzjährig auf der Fensterbank gedeihen. Darüber hinaus können durch geeignete Schnittmaßnahmen auch noch Sukkulenten wie Crassula ovata oder Portulacaria afra in einem baumähnlichen Habitus gestaltet werden.

Welche Bonsai sind für Anfänger geeignet?

Nach meiner Erfahrung sind die optimalen Kandidaten für einen Anfänger einheimische Gehölze. Diese sind an die hiesige Witterung angepaßt und ihre Pflege stellt keine übermäßige Herausforderung dar. Wenn es sich dann noch um Pflanzen handelt, welche auch stärkere Schnittmaßnahmen vertragen, steht einem guten Start in die Bonsaipflege nicht mehr viel im Weg. Anfängern empfehle ich daher unter anderem Hainbuchen und Feldahorn.

Sind Bonsai teuer?

Darauf läßt sich nur antworten: »Es kommt darauf an.« Für einen zwar noch jungen, aber bereits grundgestalteten Bonsai wird man deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen als für eine Jungpflanze, die vielleicht erst nach drei bis vier Jahren konsequenter gestalterischer Maßnahmen als "Bonsai-Kandidat" bezeichnet werden kann. Eine geeignete Jungpflanze, beispielsweise eine Hainbuche im Kunststoff-Container, ist in einem Gartencenter für wenige Euro erhältlich. Nach oben existiert jedoch keine Preisgrenze. Nicht nur die vielen Stunden, die in die Gestaltung investiert werden müssen, wollen bezahlt werden. Darüber hinaus ist auch die künstlerische Qualität eines Bonsai preisbestimmend. Und letztendlich spielt auch das Alter eine nicht unwesentliche Rolle. Auf der International Bonsai Convention 2012 in Takamatsu wurde eine mehr als 800 Jahre alte Kiefer verkauft. Der Kaufpreis betrug seinerzeit 100 Millionen japanische Yen, zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet etwa 1 Million Euro.

Wie oft muß man Bonsai gießen?

Darauf läßt sich nur antworten: »Wenn er Wasser braucht.« Je nach Pflanzenart, Standort, Witterung, Jahreszeit, Schalengröße und weiteren Faktoren haben Bonsai ganz unterschiedliche Ansprüche. Hier ist also eine differenzierte Betrachtung notwendig. Idealerweise prüfst Du mindestens einmal täglich, ob das Pflanzsubstrat noch feucht genug ist.

Wie wird ein Bonsai gegossen?

Es ist wichtig, daß der komplette Wurzelballen durchnässt wird. Dies erreichst Du am einfachsten mit einer Gießkanne mit einem feinen Brausekopf. Überbrause den Bonsai sorgfältig von allen Seiten und achte darauf, daß kein Gießschatten entsteht. Wiederhole den Vorgang mit kurzen Pausen, bis deutlich erkennbar überschüssiges Wasser aus den Abflußlöchern der Bonsaischale hinausläuft. Unter Umständen ist das Pflanzsubstrat einmal zu sehr ausgetrocknet? In diesen Fällen stellt man den Bonsai mit der Pflanzschale in eine große wassergefüllte Schüssel oder ein anderes geeignetes Gefäß und beläßt ihn dort für mindestens 30 Minuten. Diese Zeit genügt in der Regel, daß Substrat und Wurzelballen einmal vollständig durchfeuchtet wird.

Gibt es speziellen Bonsaidünger?

Ja. Es handelt sich dabei zumeist um organische Feststoffdünger in Form von Pellets oder Granulat, welche auf die Substratoberfläche gelegt werden. Dort werden sie langsam zersetzt und beim regelmäßigen Gießen den Bonsai zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gibt es auch diverse Flüssigdünger auf organischer oder mineralischer Basis, welche verdünnt dem Gießwasser beigefügt werden. Mitunter wird ein Bonsai im Herbst zusätzlich mit Kali-Magnesia gedüngt und auch die Gabe einzelner Spurenelement-Dünger kann zur Behandlung von Mangelerscheinungen erforderlich werden.

Auf der Themenseite Bonsaidünger findest Du weitergehende Informationen.

Wie alt wird ein Bonsai?

Eine geeignete Baumart kann nicht nur Dich, sondern auch einige nachkommende Generationen überleben. Besonders Kiefern und Wacholder erreichen auch als Bonsai bei artgerechter Pflege ein Alter von mehreren Jahrhunderten. Im Mansei-en Bonsaigarten der Familie Kato in Omiya (Japan) findet sich beispielsweise eine Kiefer mit einem nachgewiesenen Alter von mehr als 1000 Jahren. Aber auch in Europa kann ein uralter Bonsai besichtigt werden. Ein mehr als 1000 Jahre alter Ficus wird im Bonsai-Museum Crespi im italienischen San Lorenzo, Metropolitanstadt Mailand, ausgestellt.

Wie oft wird ein Bonsai geschnitten?

Das hängt davon ab, ob es sich um einen Gestaltungsschnitt, einen Erhaltungsschnitt, einen Blattschnitt handelt.

Einen Erhaltungsschnitt führt man häufiger, mitunter mehrmals im Jahr durch, während der grundlegende, formgebende Gestaltungsschnitt erheblich seltener fällig wird.

Was ist ein Gestaltungsschnitt?

Der Gestaltungsschnitt dient der grundlegenden Formgebung des Bonsai. Hierbei werden bei der Rohpflanze die zur Gestaltung nicht nötigen großen Äste entfernt. Durch die Festlegung der späteren Aststuktur auch die Vorder- oder Ansichtsseite des Baumes bestimmt. Zudem wird bei diesem ersten großen Formschnitt häufig der Leittrieb gekürzt und die zukünftige Größe des Bonsai festgelegt.

Wozu dient der Erhaltungsschnitt?

Während der Hauptwachstumsperiode des Bonsai findet überwiegend eine Verlängerung der Zweige statt. Beim Erhaltungsschnitt werden zu lang gewordene, nicht mehr in die Silhouette passende Zweige eingekürzt. Dieser Schnitt fördert aufgrund der Entfernung der Triebspitzen auch die Verbesserung der Feinverzweigung.

Warum macht man einen Blattschnitt?

Ein Blattschnitt wird ausschließlich bei Laubbäumen durchgeführt. Einerseits dient der Blattschnitt beim Bonsai der Entfernung zu groß gewordener Blätter. Andererseits kann durch ein teilweises Entlauben des Baumes das Wachstum gesteuert werden. Ein entlaubter Ast "hungert" für eine gewisse Zeit, während die laubtragenden Äste weiterhin ein Längen- und Dickenwachstum erfahren. Und drittens erlaubt ein Blattschnitt auch, daß innere Bereiche der Baumkrone wieder Licht erhalten, wodurch zahlreiche Baumarten hier mit einem stärkeren Austrieb reagieren.

Braucht man beim Umpflanzen spezielle Bonsaierde?

Bonsai werden nicht in einfache Blumenerde gepflanzt. Aufgrund des begrenzten Pflanzvolumens sind spezielle Substratmischungen notwendig. Diese Mischungen erfüllen drei Hauptaufgaben: Sie speichern Wasser und geben es bei Bedarf an die Bonsai ab, sie haben eine gute Drainageeigenschaft und verhindern Staunässe und sie sind grobkörnig und strukturstabil und ermöglichen so auch eine gute Sauerstoffzufuhr zu den Wurzeln. Zahlreiche Erdmischungen für Bonsai bestehen aus Bimskies, Lavagranulat, organischer Humuserde und Akadama. Darüber hinaus gibt es spezielle Substrate, beispielsweise Kanuma, welches aufgrund seines niedrigen pH-Wertes für Moorbeetpflanzen wie Azaleen geeignet ist.

Kann ich einen Bonsai in jedes Gefäß pflanzen?

Die Bonsaischale dient dem Bonsai nicht nur als Aufnahme für den Wurzelballen, sondern sie erfüllt auch einen ästhetischen Zweck. Erst die Einheit vom Baum und Schale macht einen Bonsai aus.

Aus Gründen der Pflanzengesundheit ist es zwingend erforderlich, daß eine Bonsaischale Abflußlöcher im Boden besitzt, aus denen überschüssiges Gießwasser herauslaufen kann. Wird ein Bonsai vorübergehend im Zimmer auf der Fensterbank aufgestellt, wird zumeist eine zur Schale passende Unterschale benötigt, damit auslaufendes Gießwasser nicht das Mobiliar beschädigt.

Wo kann ich eine Bonsaischale kaufen?

Idealerweise kaufst Du Bonsaischalen im Fachhandel. Jeder Bonsaihändler verfügt über ein mehr oder weniger großes Angebot. Auch auf zahlreichen Bonsai-Ausstellungen kannst Du diverse Schalen erwerben. Der Vorteil gegenüber einem Kauf im Versandhandel: Zahlreiche Händler beraten Dich nicht nur bei der Auswahl einer geeigneten Schale, sondern helfen Dir auch beim Umpflanzen, wenn Du zum Einkauf Deinen Bonsai mitnimmst.

Wie teuer ist eine Bonsaischale?

Das hängt von mehreren Faktoren ab. Große Schalen sind teurer als kleine Schalen. Handgetöpferte Schalen sind teurer als gegossene Massenware. Frostfeste Steinzeugschalen sind aufgrund der höheren Brenntemperatur teurer als Schalen aus Steingut, welche zumeist nicht frostfest sind. Auch das Lohnniveau in den Herstellungsländern spielt eine Rolle. Darüber hinaus ist auch die Qualität der Ausführung, der Aufwand für eventuelle Verzierungen und nicht zuletzt der künstlerische Status des Töpfers entscheidend. Preiswerte Massenware aus China in einer Größe von etwa 15 Zentimetern ist für wenige Euro zu haben. Der Preis für Einzelstück aus Künstlerhand, nicht selten für einen ganz konkreten Baum individuell angefertigt, kann auch vierstellig werden. Und für antike Schalen beispielsweise aus den alten Keramikwerkstätten in Tokoname werden Summen gezahlt, für man auch einen fabrikneuen Mittelklassewagen erwerben könnte.

Wie repariere ich eine zerbrochene Bonsaischale?

Die Reparatur einer zerbrochenen Bonsaischale ist nicht nur mitunter sehr zeitraubend, sondern darüber hinaus selten befriedigend. Eine Schale, die lediglich als vorübergehendes Gefäß während der ersten Gestaltungsschritte Deines Bonsais dient, kannst Du mit einem Zwei-Komponenten-Kleber reparieren.

Eien wertvolle Schale oder ein Stück, welches Dir besonders ans Herz gewachsen ist, läßt sich jedoch auch mittels einer recht aufwendige Methode wieder nutzbar machen. Eine klassische japanische Kintsugi-Arbeit kann darüber hinaus auch als Veredelung der Keramik bezeichnet werden.

Was ist Kintsugi?

Kintsugi ist eine in Japan seit jahrhunderten erprobte Methode zur Reparatur von Keramik. Die Bruchkanten werden zunächst geschliffen, danach die Bruchstücke mit einem organischen Kleber aus dem Harz des ostasiatischen Lackbaums (Rhus vernicifera, 漆の木, Urushi no Ki) geklebt und diese Klebefugen abschließend mit Goldpuder bedeckt. Hierbei kommt das ästhetische Konzept des Wabi-Sabi zum tragen, welches einerseits der Einfachheit eine hohe Wertschätzung zumißt, dabei jedoch auch Schönheit im Vergänglichen erkennen läßt.

Meine Freundin Nadja Binnenhey hat sich auf die Reparatur von Bonsaischalen  mittels dieser klassischen japanischen Methode spezialisiert.

Brauche ich spezielles Bonsaiwerkzeug?

Auch ein Bonsai-Anfänger sollte sich für die Gestaltungs- und Pflegearbeiten an seinem Baum einige spezielle Werkzeuge zulegen. Dazu gehört zumindest eine mittelgroße Schere zum Schneiden von Zweigen und dünnen Ästen, eine feine Schere für den Trieb- und Blattschnitt, eine Konkavzange zum Entfernen starker Äste sowie eine Drahtzange.

Beim Umpflanzen benötigst Du oft eine Wurzelkralle und mitunter eine Wurzelzange, darüber hinaus ggf. eine kleine Erdschaufel, Substratsiebe und eine Art Besen zum Glätten der Oberfläche. Pinzetten dienen dem Auflegen von Moos.

Warum werden Bonsaiäste mit Draht umwickelt?

Zahlreiche Mißverständnisse ranken sich um den Bonsaidraht. Ich habe nicht selten Laien belauscht, wenn sie in der Verkaufsausstellung eines Bonsaihändlers Draht in der Baumkrone entdecken. Oftmals wird vermutet, der Draht diene dazu, den Baum im Wachstum zu behindern. Dies ist natürlich nicht richtig.

Der Draht wird benötigt, um Äste und Zweige zu »stellen«, daß heißt, sie in die gewünschte Form und Richtung zu biegen und in dieser Form zu fixieren, bis diese Form dauerhaft erhalten bleibt.

Muß jeder Bonsai gedrahtet werden?

Draht aus Aluminium oder Kupfer ist ein geeignetes Mittel, Äste und Zweige eines Bonsai solange in einer bestimmten Form zu fixieren, bis diese Form dauerhaft erhalten bleibt. Aber auch das Abspannen einzelner Äste oder der Einsatz von Klemmen und Zwingen ist nicht unüblich. Und letztendlich können diverse Bäume auch lediglich durch geschickte Schnittmaßnahmen gestaltet werden. Merke: »Es ist nicht der Draht, der einen Bonsai ausmacht.«

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