Es war 1968 - ein Jahr, welches eine ganze Generation beeinflußt hat: Ulrich Fendrich entschließt sich zur Aufnahme einer Gärtnerlehre in Lindau am Bodensee. Die abwechslungsreiche Natur dieser Gegend hat Ulrich seit frühester Kindheit geprägt. Hier liegt der Ursprung seiner Leidenschaft und der Beginn seines eigenen Weges, welchen er auch heute noch geht und ein Ende ist nicht in Sicht…
Von der Berufsschule in einer wahrhaft paradiesischen Umgebung wechselte Ulrich Fendrich bald zur Fachhochschule nach Berlin, darauf zur Technischen Universität. Lange Haare wird er gehabt haben, so gehörte es sich seinerzeit auf dem Campus, und es war studentischer Brauch, alles Überkommene in Frage zu stellen. Seinem Diplom ist er letztendlich doch nicht entkommen, eine »große Welt« stand ihm offen. Dummerweise blieb er aber ein wenig zu lang an einem Verkaufswagen voller Bonsai stehen. Ulli glaubt sich zu erinnern, daß es Horst Daute war, der in ihm die Liebe zu einer »kleinen Welt« weckte - einer Welt, welche in einer flachen Keramikschale Platz findet.
Viele Jahren betrieb Ulrich Fendrich seine Bonsai-Werkstatt in Herzhorn im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein. Nicht einmal 2000 Einwohner hat die kleine Gemeinde, dafür gibt es in der Umgebung wohl mehr Baumschulen als Tankstellen. Das ideale Umfeld für einen Bonsai-Enthusiasten: Rohmaterial, so weit das Auge reicht. Seine Fachkunde sowohl auf handwerklichem als auch akademischem Gebiet erlaubte es ihm, in kurzer Zeit viele Kontakte zu knüpfen.
Es werden sein Studium und die Begleitumstände gewesen sein, die auch heute noch dazu führen, daß Ulli Dogmen zutiefst verabscheut. Nicht nur die Erkenntnisse des Begründers der modernen Baumpflege, Alex L. Shigo, beeinflussen seine Arbeitsweise. Auf seiner immer umfangreicher werdenden Website konfrontierte uns Ulli Fendrich mit neuesten Ergebnissen, welche traditionelle Methoden in der Bonsai-Gestaltung und -Pflege immer mehr in Frage stellen.
Lange pflegte Ulrich Fendrich seine alten Kontakte, Ansprechpartner fand er nicht nur in den Fachbereichen diverser Hochschulen, sondern auch in den öffentlichen und privatwirtschaftlichen Versuchsanstalten. Modernste Methoden und neueste Erkenntnisse läßt er seinen Bonsai angedeihen und verweist dabei nicht nur die Nützlichkeit eines teuren japanischen Wundverschlusses in das Reich der Fabeln. Die Verwendung von »Kunstdünger« als auch der Verzicht auf Akadama scheint seine Bonsai allerdings nicht negativ zu tangieren. Woher soll ein Baum auch wissen, was in Büchern immer und immer wieder über seine Ansprüche geschrieben wird?
Der Erfolg gab Ulli schließlich Recht: Gern präsentierte er seine schönen Bonsai, welche niemals in den Segen hochgelobter japanischer Wundermittel kamen. Darüber hinaus wußte Ulrich Fendrich sowohl im persönlichen Gespräch als auch auf seiner Website nicht nur mit Fachwissen zu überzeugen, sondern auch durch kleine Anekdoten im Plauderton zu unterhalten.
Eine Vielzahl von Problemen im Umgang mit kleinen Bäumen hat der Bonsai-Revolutionär ausgemacht, viele Jahre ließ er uns teilhaben an seinen erfolgreichen Versuchen und Überlegungen. Im Frühjahr 2018 hat Ulrich Fendrich sich zurückgezogen und seine Website geschlossen.