Der Asiatische Marienkäfer gilt in Europa als Neobiont, also eine Art, welche im entsprechenden Gebiet nicht heimisch ist, sondern durch den Einfluß des Menschen die Möglichkeit bekommen hat, sich in einem neuen Lebensraum auszubreiten. Oftmals handelt es sich um eingeschleppte Lebensformen und im Englischen werden diese mit der hübschen Bezeichnung »alien species« belegt.
Der Asiatische Marienkäfer wurde Ende des letzten Jahrhunderts zunächst nach Nordamerika, kurze Zeit später auch nach Europa eingeführt. Beabsichtigt war, die Tiere als biologische Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern einzusetzen. Da aber diese Gewächshäuser nicht hermetisch abgeschlossen sind, gelangten die Käfer bald ins Freie und vermehrten sich dort in erheblichem Ausmaß. Bereits 2001 wurden die ersten freilebenden Exemplare in Belgien entdeckt und nur zehn Jahre später hat sich Harmonia axyridis über Deutschland und Frankreich bis in die Schweiz verbreitet.
Die aus den Eiern schlüpfenden Larven des Asiatischen Marienkäfers sind gut zu Fuß und ständig hungrig. In ihrem etwa zwei Wochen dauernden Larvenstadium frißt eine einzige Marienkäferlarve mehr als 1000 Blattläuse. Eine Rechnung, welche durchaus aufzugehen scheint.
Fünf bis sechs Tage dauert das Puppenstadium, danach schlüpft die Imago, also das Erwachsenenstadium des Käfers. Harmonia axyridis ist üblicherweise leuchtend rot gefärbt und hat neunzehn schwarze Punkte. Mitunter finden sich aber auch vollkommen schwarze Käfer als auch orangefarbene Tiere mit schwarzen Punkten.
Auch im erwachsenen Stadium ernähren sich die Asiatischen Marienkäfer von Blattläusen, verschmähen dabei aber auch Spinnmilben und Wanzen nicht. Lediglich bei Nahrungsmangel nehmen die Tiere pflanzliche Nahrung in Form von Früchten oder Pollen zu sich. Sie entwickeln allerdings nicht mehr einen so großen Hunger wie im Larvenstadium.
Furchterregend sehen sie aus: Die Larven mit ihren orangefarbenen Stacheln erscheinen uns fremdartig und erinnern entweder an die Rüstung eines mittelalterlichen Samurai oder an eines der zahlreichen Ungeheuer in den japanischen Godzilla-Filmen. Allerdings sollten die Käfer gern gesehene Gäste in unseren Bonsai-Sammlungen sein. Bereits einige Dutzend Exemplare können selbst größere Blattlaus-Populationen gut in Schach halten und wir sparen uns den oftmals nicht unproblematischen Einsatz chemischer Insektengifte. Lediglich in Ausnahmefällen fressen die Tiere auch pflanzliche Nahrung oder bedrohen sogar einige selten gewordenen Marienkäferarten aus heimischen Populationen.
Zudem stellen die sich oft in Schwärmen zusammenfindenden Käfer nicht selten ein großes Ärgernis dar, weil sie besonders in den Städten gern in Häusern überwintern und aufgrund ihrer übelriechenden Hämolymphe (Körperflüssigkeit) bereits aus größerer Entfernung gut mit der Nase zu orten sind. Allerdings nehmen die Tiere in der kalten Jahreszeit keine Nahrung auf, so daß sie für unsere Bonsai im temperierten Winterquartier keine Gefahr darstellen.
Im allgemeinen scheint es ratsam, bei gehäuftem Auftreten von Harmonia axyridis keine Insektizide mehr zu spritzen und der Natur ihren Lauf zu lassen. Eine genügend große Marienkäfer-Population wird saugende Schädlinge in großer Zahl eliminieren, lediglich Schildläuse scheinen vor diesen Käfern sicher zu sein.