Ein Hutpilz im Blumentopf?

Hutpilze, Agaricomycetidae, stellen die artenreichste Unterklasse der Ständerpilze, Basidiomycetes dar. Zahlreiche bekannte Ordnungen wie Blätterpilze, Leistenpilze und Röhrlingsartige zählen dazu.

Im Spätsommer 2005 mochte ich eines Morgens meinen Augen nicht trauen. Obwohl ich bereits vom Gelben Faltenschirmling, Leucocoprinus birnbaumii gehört hatte, war es doch ein Erlebnis, ihn in der eigenen Bonsaischale zu entdecken.

Leucocoprinus birnbaumii
Gelber Faltenschirmling, Leucocoprinus birnbaumii

Mit einer Scheitelhöhe von knapp vier Zentimetern versprach er kaum eine erwähnenswerte Mahlzeit zu werden und die leuchtend schwefelgelbe Farbe verhieß auch keinen Hochgenuß. Allerdings warf sein Erscheinen mindestens drei Fragen auf:

Gelber Faltenschirmling, Leucocoprinus birnbaumii

Der Gelbe Faltenschirmling stammt ursprünglich aus den Tropen und wird seit geraumer Zeit in den Gewächshäusern und in Blumentöpfen auch in den gemäßigten Zonen gefunden. Biologisch zählt er zur Familie der Champignonartigen, Agaricaceae, aus der Ordnung der Blätterpilze (Agaricales).

Möglicher Schaden

Sehr häufig wird von L. birnbaumii in Kübeln oder Blumentöpfen mit Dracaena berichtet. In diesem Zusammenhang ist mir kein Fall bekannt, bei dem der Pflanze durch den Pilz negativ beeinflußt worden wäre. Dennoch erscheint es mir möglich, daß sein Auftreten in einer Bonsaischale unter bestimmten Umständen nicht unproblematisch sein könnte: Das Wachstum des Myzels im Boden könnte die Durchlässigkeit für Wasser und Luft im Pflanzsubstrat behindern.

Nachhaltige Beseitigung

Bis etwa Ende der Neunziger Jahre konnte man im Fachhandel Pilzfrei Saprol Neu erwerben, ein Fungizid (Anti-Pilz-Mittel) mit dem Wirkstoff Triforine. Davon hatte ich noch etwas im Bestand. Ich habe das Mittel nach Vorschrift mit Wasser angesetzt, dann allerdings nicht gespritzt, als wenn es gälte, einen Befall mit echtem Mehltau bekämpfen, sondern gegossen. Nach der dritten Anwendung im Abstand von je drei Tagen wollte kein Pilz mehr seinen Hut durch die Erdoberfläche schieben. Ob es nun aber am Saprol oder an anderen Faktoren gelegen hat, kann ich nicht abschließend beantworten.

Lilaschuppiger Faltenschirmling, Leucocoprinus ianthinus

Es muß wohl ein sehr pilzfreundliches Klima gewesen sein, denn zwei Wochen nach Ablauf der ›Gelbphase‹ regte sich in einer anderen Schale ein zweiter Pilz. Dieser war mir nun gänzlich unbekannt, aber die Foren-User bei PilzePilze.de  waren mir behilflich:

Leucocoprinus ianthinus
Lilaschuppiger Faltenschirmling, Leucocoprinus ianthinus

Es handelte sich dabei um den Lilaschuppigen Faltenschirmling, Leucocoprinus ianthinus, einen Verwandten des Gelben. Über L. ianthinus, auch L. lilacinogranulosa genannt, wird deutlich seltener berichtet, was aber durchaus an seinem nicht ganz so auffälligem Erscheinungsbild liegen mag. Natürlich kommt auch der Lilaschuppiger Faltenschirmling in den Tropen vor.

Auch L. ianthinus sollte weichen, allerdings war mein Vorrat an Saprol Neu nun verbraucht. Ich versuchte Rosen- und Gemüse-Pilzfrei Rospin von der Firma Spiess-Urania. Im Fachhandel war mir ein Versuch damit geraten worden. Auch mit Rospin waren die Pilze verschwunden, nachdem ich dreimal mit der vorschriftsmäßig angesetzten Lösung gewässert hatte.

Herkunft und Vermeidung

Bleibt nun lediglich die Frage, wie diese Pilze nun in unsere Bonsai-Schalen und Blumentöpfe geraten: Die Vermutung liegt nahe, daß ihre Sporen durch den Transport tropischer Pflanzen eingeschleppt wurden. In der freien Natur können sie in unseren Breiten nicht existieren, da sie höhere Temperaturen benötigen. Allerdings schaffen wir Menschen ihnen einen künstlichen Lebensraum, wo immer wir Zierpflanzen aus den Tropen halten. Ich persönlich habe aber noch eine weitere Vermutung: Der organische Anteil in meiner selbstgemischten Bonsaierde stammt aus den Tropen. Ich halte es für möglich, daß auch hierin Pilzsporen enthalten sein können. Nachdem die Pilze nun einmal bei mir zur vollständigen Reife gelangt sind, werde ich wohl ständig mit ihrer Wiederkehr rechnen müssen, denn Pilzsporen in der Raumluft kann ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln unmöglich beseitigen. Ob es mir gelingt, das Pflanzsubstrat - natürlich ohne Bonsai - entweder durch Kälte oder Hitze zu sterilisieren, weiß ich auch noch nicht. Allerdings werde ich nun bei dem geringsten Anzeichen weiterer Pilze in meinen Schalen mit dem beschriebenen Einsatz von Fungiziden reagieren.

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