Kusamono und Shitakusa, Gras-Bonsai und Beistellpflanzen
Kusamono-Schalen von Carlos Hebeisen-Takahama
Nach einem Besuch in dem kleinen Bonsaigarten von Fumiko Kato in Omiya (Japan) begann Carlos Hebeisen-Takahama sich auch für die in Europa noch wenig bekannte Kunst des »Gras-Bonsai« zu interessieren. Als hinderlich empfand er den Umstand, daß es auf dem europäischen Markt kaum geeignete Pflanzgefäße gab. So griff er kurzerhand selbst zum Ton und versuchte sich in der Kusamono-Töpferei.
Seit längerer Zeit nun genießen seine Kusamono-Schalen hohes Ansehen bei zahlreichen Bonsai-Freunden und auch ich habe einige Objekte in meiner Sammlung.
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Kusamono und Shitakusa: Begriffsbestimmung
Kusamono in einer glänzend hellblau glasierten Schale,
eine Kombination von
Hosta (Funkien) und
Corydalis (Lerchensporn)
Die Begriffe »Kusamono« (草物) und »Shitakusa« (下草) sind nicht einfach zu übersetzen. Ersterer bedeutet in etwa »Grasbüschel«, der Andere eher »Unterpflanzung«. In beiden Fällen handelt es sich um krautige Pflanzen wie Gräser, Farne, blühende Stauden und Moos, welche in einer Keramikschale kultiviert werden. Der eigentliche Unterschied liegt in der Verwendung:
Kusamono
Wunderschöner Kusamono nach japanischem Vorbild:
die Gestaltung erinnert an Ikebana
Kusamono werden traditionell als Hauptelement in der Tokonoma präsentiert. Nicht selten sind es komplexe Pflanzengesellschaften, welche mitunter auch nach den strengen Regeln des Ikebana komponiert wurden.
Shitakusa
Präsentation von Bonsai und Shitakusa:
Rhododendron indicum und »Beisteller«
Shitakusa erfüllen die Aufgabe eines »Komplementär-Elementes« neben einem Bonsai. Daher werden sie häufig auch als »Beistellpflanze« oder kurz »Beisteller« bezeichnet.
Kokedama
Eine weitere Technik zur Kultivierung von krautigen und seltener auch von verholzenden Pflanzen ist Kokedama (苔玉), japanisch für »Moosball«. Eine oder mehrere Pflanzen wurzeln in einer moosbedeckten Kugel aus speziellem Substrat. Das Arrangement wird auf einem flachem Keramikteller präsentiert. Diese Methode bedeutet einen höheren Pflegeaufwand und benötigt unter Umständen recht lang, bis der Wurzelballen die nötige Stabilität erreicht hat.
Kusamono und Shitakusa: Gemeinsamkeiten
Kusamono und Shitakusa ist jedoch gemeinsam, daß sie in der Regel in kleinen Keramikschalen gepflanzt werden. Diese Kusamono-Schalen sind formenreich und mitunter lebhaft gefärbt oder bunt glasiert - ganz im Gegensatz zu den eigentlichen Bonsaischalen, welche zumeist eine überaus formale Gestalt haben und und in eher zurückhaltenderen Farben gehalten sind, da sie quasi den »Rahmen« für den Baum bilden.
Der »westliche Weg«
Die durchaus streng komponierte Präsentation von Bonsai, Shitakusa und Kakemono (Rollbild) in der Tokonoma ist im Westen eher unbekannt. In Japan bildet diese Kombination eine Einheit und ist in ihrer Gesamtheit zu betrachten, wobei alle drei Elemente gemeinsam einen bestimmten Sachverhalt verdeutlichen. In Europa würden wir die »Beisteller« mehr als auflockernde Elemente zwischen die eigenen Bonsai stellen. Dieser »westliche Weg« ist eine andere Möglichkeit, sich der Natur zu nähern und ihre Schönheit hervorzuheben. So können Shitakusa durchaus auch als zunächst fremdartig empfundene Dekoration einer Kaffeetafel verwendet werden - getreu dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt.
Keramik-Künstler und ihre Schalen
Eigene Schalen
Kusamono-Pflanzen
- Arisaema flavum, Gelbe Kobralilie
- Aruncus aethusifolius, Zwerg-Geißbart
- Asplenium scolopendrium, Hirschzungen-Farn
- Cyclamen spec., Alpenveilchen
- Cymbalaria muralis, Mauer-Zimbelkraut als Shitakusa
- Davallia bullata, Hasenpfotenfarn
- Dodecatheon meadia, Götterblume
- Fragaria spec., Zier-Erdbeeren
- Hakonechloa macra, Japan-Berggras
- Helleborus niger, Christ- oder Schneerose
- Hieracium aurantiacum, Orangerotes Habichtskraut
- Hosta spec., Funkien
- Ophiopogon planiscapus 'Nigrescens', Schwarzer Schlangenbart
- Rhodohypoxis spec., Grasstern, Magenta-Stern oder Afrikanisches Knollenpolster
- Saxifraga cortusifolia, »Oktoberle«
- Sempervivum spec., Hauswurz
- Sisyrinchium spec., Blauauge
- Tiarella cordifolia, Schaumblüte