Zum 25. Mal stellten die Arbeitskreise des Regionalverbandes NRW ihre Bonsai aus. Anläßlich des Jubiläums gab es zur Ausstellung in der »Alten Dreherei« ein buntes Rahmenprogramm: Akira Matsumoto machte handgeschöpftes Papier aus alten Tetra-Paks, es gab eine Tai Chi sowie eine Qi Gong-Vorführung, Kai Sperling und Walter Venne erläuterten die Entstehung von Keramikschalen an der Töpferscheibe und die Taiko-Formation »Shin Daiko« beeindruckte mit einer japanischen Trommel-Performance.
Der Schwerpunkt der Veranstaltung war aber die Ausstellung ausgewählter Bonsai aus den verschiedenen Arbeitskreisen. Nicht alle Bäume habe ich fotografiert und ich möchte auch nur einen Teil meiner Fotos zeigen. Folgende Bonsai haben mir besonders gut gefallen:
Der Bonsai-Arbeitskreis Köln-Bonn hat diese beeindruckende Sandbirke mitgebracht. Der mächtige, vom Alter gezeichnete Baum steht in einer Tokoname-Schale. Ausgezeichnet wurde dieser Bonsai mit dem Preis der Jury.
Chinesische Wacholder der Varietät Itoigawa, in Japan auch Shimpaku genannt, stammen aus der Präfektur Niigata auf der Insel Honshū. Die Bäume zeichen sich durch ein recht langsames Wachstum aus. Der hier ausgestellte Moyogi aus dem Bonsai-Museum in Düsseldorf wurde von Frau Gudrun Benz mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Die Schale ist eine Arbeit von Axel Brockmann.
Die Heimat der Fuchsia microphylla ist Mittelamerika, in unseren Breitengraden müssen Pflanzen dieser Art frostfrei überwintert werden. Der Bonsai wurde im Arbeitskreis Steinfurt gestaltet und steht in einer Schale aus Tschechien.
Ebenfalls im Bonsai-Arbeitskreis Steinfurt wurde dieser Bonsai auf einem Naturstein gestaltet. Der Gestalter wählte drei Wacholder, um den Eindruck einer Gruppe Kiefern zu erwecken, welche auf einem Felsrücken Wind und Wetter trotzen müssen.
Die Kaskade, japanisch Kengai (懸崖), stellt einen Baum im Hochgebirge dar. Wind und Schneelast drücken die Krone eines an einer Felswand wachsenden Baumes nach unten. Auch dieser Bonsai wurde im Arbeitskreis Steinfurt gestaltet, die Schale stammt von Job Heykamp aus den Niederlanden.
Aus dem Bonsai-Museum Düsseldorf kommt dieser Japanische Fächerahorn, welcher als Bonsai mit Mehrfachstamm (Kabudachi) gestaltet wurde. Die beginnende Herbstfärbung des Baumes harmoniert in herausragender Weise mit der in hellen, warmen Beige- und Brauntönen glasierten Schale aus der Werkstatt des britischen Keramikers Brian Albright. Ausgezeichnet wurde dieser Bonsai mit dem Preis der Sparkasse Mülheim an der Ruhr.
Donnergrollen schreckt mich in der Betrachtung der Bonsai auf. Im Foyer des Gebäudes tritt die Formation »Shin Daiko« auf. Das traditionelle japanische Trommeln wirkt fremdartig, wenn man es noch nie gehört hat. Die Kompositionen beruhen weniger auf Melodien, sondern fast einzig auf Rhythmen. Dennoch kann sich kaum jemand dieser fast magisch anmutenden Performance entziehen. Kraft, Ausdauer und höchste Konzentration benötigen die Trommlerinnnen und Trommler, die eine Woge der Energie über die Zuhörer hereinbrechen lassen. Lang anhaltender Applaus ist der Dank für eine eindringliche Darbietung, die ich selten aus solcher Nähe erleben durfte.
Dieser Bonsai aus dem Arbeitskreis Niederrhein in deutlich fortgeschrittener Herbstfärbung ist als Chokkan (直幹 - streng aufrecht) gestaltet. Der gut herausgearbeitete Wurzelansatz suggeriert eine hohe Standfestigkeit. Die Schale hat Petra Engelke gefertigt. Die Keramikerin stammt ursprünglich aus meiner Heimatstadt, lebt und arbeitet inzwischen aber in Großbritannien.
Sehr selten bekommt man eine Gelbe Strauchmargerite als Bonsai zu sehen. Der vom Frühjahr bis in den Herbst hinein blühende Halbstrauch stammt ursprünglich Südafrika. Dieses Exemplar wurde von einem Mitglied des Bonsai-Arbeitskreises Dortmund gestaltet und steht in einer Schale aus der Werkstatt von Peter Krebs.
Viel Totholz (Jin und Shari) prägen diesen Bonsai aus Japanischer Eibe. Der Baum stammt aus dem Bonsai-Museum Düsseldorf und steht in einer Schale aus der vom bekannten japanischen Meisterkeramiker Kataoka Akiji (Künstlername Shousen) gegründeten Manufaktur Yamaaki. Die Bürgermeisterin Margarete Wietelmann zeichnete diesen Bonsai mit dem Preis der Stadt Mülheim aus.
Wie bereits eingangs erwähnt: Ich habe nicht alle Bäume fotografieren können und zudem ist mir nicht jede Aufnahme zu meiner Zufriedenheit gelungen. Hier noch sechs weitere Bonsai, die mir gut gefallen haben, im Schnelldurchlauf…
Zum Abschluß meines Besuches mache ich mir selbst noch ein Geschenk und erwerbe ein von Doris Maeter handgemaltes Einsatzbild in der Größe von 12,0 × 13,5 cm für ein Sunshouann Kake. Kake haben eine gewisse Ähnlichkeit mit japanischen Rollbildern. Sie sind kleiner und müssen wie ein Wechselrahmen erst mit einem Bild bestückt werden. In das von Doris in leuchtenden Farben dargestellte Herbstlaub habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Ein passendes Kake habe ich zwar noch nicht, aber nächstes Jahr gibt es sicher eine Neuauflage der inzwischen schon traditionellen Bonsai-Tage NRW…
Die »Alte Dreherei« hat sich als Veranstaltungsort zum wiederholten Male bewährt und auch der Ausstellungstermin im Herbst erwies sich als gute Entscheidung. Zum ersten Mal konnten die Bonsaifreunde aus Nordrhein-Westfalen ihre Bäume in herbstlichen Farben präsentieren. Ein rundum gelungenes Jubiläum!